Das Thema Manifestation liegt aktuell ungefähr genauso stark im Trend wie Iced Strawberry Matcha, Cowboy Boots und Bandage Kleider.
Wir kennen doch alle diese Manifestations-Gurus auf Social Media, die uns mit verschiedenen „Gesetzen“ versprechen, dass wir uns all unsere Träume und wildesten Fantasien manifestieren können. Angefangen vom law of attraction über das law of assumption bis hin zum law of detachment habe ich mittlerweile den Überblick darüber verloren, in welcher Reihenfolge diese Gesetze im Kosmos des Manifestierens wirken sollen oder sich auch gegenseitig widersprechen.
In meiner eigenen Manifestations-Historie spielen all diese Gesetze jedoch kaum eine Rolle. Stattdessen habe ich eines kennengelernt, das ich liebevoll „law of laissez-faire“ nenne.
Ich habe mir schon einige positive Situationen und Umstände manifestiert und bin auch fest von der Kraft der Gedanken und der eigenen Energie überzeugt. Ob Parkplätze vor der Wohnung, kreative Projekte oder Vintage Designerpieces – in der Regel manifestiere ich mit relativer Leichtigkeit Dinge, die zu meinem Lebensweg und inneren Kompass passen.
Es gibt aber ein besonders prägendes Beispiel dafür, dass auch das Universum manchmal an meiner Sturheit nicht vorbeikommt, denn: Ich habe mir meinen Freund manifestiert. Meinen Ex-Freund, um genauer zu sein.
Als ich begann, mich an meine Seite dieses besagten Ex-Freundes zu träumen, wusste ich noch herzlich wenig über die Komplexität und Tiefe des Manifestierens. Vielleicht war genau das mein Vorteil. Statt irgendwelchen Ritualen, Mantras oder Zettel-unters-Kopfkissen-Techniken zu folgen, etablierte ich ganz unbewusst meine eigene Routine. Jeden Abend vor dem Einschlafen dachte ich an ihn und daran, wie wir den nächsten Sommer gemeinsam verbringen würden. Was mit fragmentarischen Szenen begann, entwickelte sich bald zu einem Kopfkino in Spielfilmlänge.
Über mehrere Monate hinweg (lassen wir es fast ein Jahr gewesen sein) existierten „Wir“ also nur in meinen Gedanken. Und das täglich. Davon, dass er zu diesem Zeitpunkt eine Freundin hatte, ließ ich mich nicht beirren. What is meant to be will be – so sollte es eines Tages auch sein: Er trat aus meinen inneren Visionen tatsächlich in mein reales Leben.
Meine Träumereien wurden also gehört. Die Warnsignale gekonnt ignoriert. Was fast unbegreiflich begann, wurde aber rasant zum Drahtseilakt und war ab Stunde Eins zum Scheitern verurteilt. Rückblickend fühlt es sich so an, als wäre das Universum wie verzweifelte Eltern trotziger Kinder an meiner Verbissenheit gescheitert. Die einzige Lösung? Nachgeben. Aber natürlich nicht, ohne diese Resignation auf ironische Art und Weise in eine Lektion verwandeln. Eine Lektion darüber, dass das, was man glaubt zu wollen, in Wahrheit vielleicht doch nicht das Richtige ist. In meiner Vorstellung versuchte das Universum über mehrere Signale hinweg, meine Aufmerksamkeit zu bekommen und mein Vertrauen zu gewinnen. Nach dem Motto „manche Fehler muss man eben machen“, gab es dem blauäugig-verliebten Mädchen schlussendlich was es wollte. Oder zumindest glaubte zu wollen. Das “law of laissez-faire” eben.
Dass mich dieses kosmische Gesetzbuch ins offene Messer laufen ließ und rasend schnell auf den Boden der Tatsachen schleuderte, war für mich anfangs nicht nur unverständlich, sondern sogar fast sadistisch. Es fühlte sich ein bisschen so an, als hätte mir das Universum meinen Wunsch nur erfüllt, um mir einen Spiegel vorzuhalten, den ich nicht sehen wollte.
Rückblickend mag ich, dass das Universum so spielt. Was neben einem gebrochenen Herzen nämlich daraus resultierte, war am Ende viel erkenntnisreicher und entwicklungsfördernder als diese Beziehung es langfristig je hätte sein können. Wir waren meant to be, aber not meant to last. Die wahre Manifestation bestand nicht darin, ihn meinen Freund nennen zu können, sondern darin zu erkennen, was ich loslassen musste. Schlussendlich folgt das Leben seinem eigenen Rhythmus und seiner eigenen Logik. Verstehen kann man das Ganze nur rückwärts.